Bakterien sind nicht die Ursache einer chronischen Wunde – sie sind deren Nutznießer
Achte Auflage des IWC mit Rekord-Teilnehmerzahl – chronische Wunden im Fokus.
Bereits am späten Nachmittag, gegen Ende des Interdisziplinären WundCongresses (IWC), gab es auf der Bühne des großen Saals im Kölner Sartory einen der Höhepunkte des Tages: Vor immer noch hunderten Kongressgästen fand mit einer hochkarätig besetzten Expertengruppe aus Medizin, Pflege und Politik eine Podiumsdiskussion zur MRSA-Keimbelastung in deutschen Krankenhäusern statt. Unter anderem mit Prof. Claus Bartels, Geschäftsführer der MedAdvisors GmbH, Andreas Westerfellhaus, Präsidenten des Deutschen Pflegerates, Dr. Jan Basche, Geschäftsführer der Sozialstation Mobil GmbH in Berlin und Prof. Hans Nijhuis aus dem Klinikum Essen. Außerdem Jörg Schudmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Gesundheits-Berufsgenossenschaft BGW sowie Silvia Thimm und Axel Schmidt aus dem Vorstand der BGW.
Zuvor hatten die Experten in einem vorbereitenden Begleitsymposium, das die BGW organisiert hatte, mit Teilnehmern aus dem Kreise der Kongressbesucher über die Problematik der Krankenhauskeime diskutiert. „Es sind heute viele wertvolle Anregungen gekommen, die wir in die Vorstandsarbeit hereintragen werden“, so Axel Schmidt, BGW-Vorstandsvorsitzender aus der Gruppe der Versicherten.
Mit einer Rekordzahl von 1.095 vor Ort registrierten Teilnehmern, war am Donnerstag, 26. November, in den Kölner Sartory-Sälen der 8. IWC über die Bühne gegangen. Der Tag stand ganz im Zeichen der Wundversorgung: „Wir gehen der Wunde auf den Grund“, lautete das Versprechen des Kongresses mit den Gastgebern Prof. Dr. Volker Großkopf, Initators des WundCongresses sowie Vera Lux, Pflegedirektorin der Universitätsklinik Köln. Ansatz des IWC ist es, einen jährlich wechselnden Teilbereich der Wundversorgung mit Experten verschiedener Fachrichtungen – darunter Pflege, Medizin und Recht – unter die Lupe zu nehmen.
So referierte etwa Dr. Andreas Schwarzkopf, stellvertretender Vorsitzender der Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW), unter dem Titel „Sterile Wunden heilen nicht!“ über die Biochemie der Wunde – und was die Ursachen dafür seien, dass sie chronisch würden. „Bakterien sind nicht die Ursache einer chronischen Wundinfektion – sie sind die Nutznießer!“, so sein Credo. Prof. Dr. Knut Kröger, Direktor der Klinik für Angiologie am HELIOS-Klinikum Krefeld, hat seinen Vortrag unter das Motto „Unsachgemäße Wundbehandlung: Was kann, was darf, was muss?“ gestellt – und hob dabei die Bedeutung einer individualisierten Behandlung heraus. „Eine evidenzbasierte Kochbuchmedizin gibt es im Zusammenhang mit der Behandlung von Menschen mit chronischen Wunden nicht.“
Der Kölner Rechtsanwalt Hubert Klein, Spezialist für Arbeits‑, Betreuungs‑, Medizin- und Strafrecht, relativierte die in der Pflege verbreitete Ansicht, dass Expertenstandards in sämtlichen Fällen in Stein gemeißelte Handlungsanweisungen oder gar „vorweggenommene Sachverständigen-Gutachten“ seien. „Ein Expertenstandard ist eine vorgegebene Informationslage, die hoffentlich noch auf dem neuesten Stand ist“, bemerkte er. Hieran schlossen sich die Ausführungen von Gonda Bauernfeind, Mitglied der DNQP-Expertengruppe „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ an, die über den aktualisierten Expertenstandard referierte.
Begleitend zum Kongress gab es in den weiteren Räumen des Sartory sowie des benachbarten Mercure-Hotels wiederum vier Satellitensymposien der Unternehmen BGW, BSN medical, ConvaTec (Germany) GmbH und Medical Data Institute (mdi). Und erstmals auch einen praktisch angelegten Inselworkshop: Der Hilfsmittel-Hersteller medi aus Bayreuth präsentierte diesen auf der Bühne des Ostermann-Saals, dem Zweitsaal im Sartory. Eine Industrieausstellung mit weit über 50 teilnehmenden Firmen in Foyer und Obergeschoss des Veranstaltungszentrums ergänzte den Kongress.
Auch der WundCongress im kommenden Jahr ist bereits terminiert: Am Donnerstag, 24. November 2016, wird unter dem Motto „Wundbehandlung 2020 – Chronische Wunden heilen doch!?“ der neunte IWC steigen. Ein Vorabprogramm und eine Anmeldemöglichkeit wird es bereits in aller Kürze geben.