Dekubituseinschätzung braucht keine Skala
Interdisziplinärer WundCongress 2009 in Köln erfolgreich beendet – zahlreiche Neuentwicklungen und Ausblicke für die Besucher in den Kölner Sartory-Sälen.
Während heute nahezu zeitgleich in Berlin die Überarbeitung des nationalen Expertenstandards zur Dekubitusprophylaxe begonnen hat, beschäftigten sich in den Kölner Sartory-Sälen rund 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Interdisziplinären WundCongress mit den neuesten Erkenntnissen in der Wundprävention und ‑behandlung.
Die federführende Autorin des Nationalen Expertenstandards zur Dekubitusprophylaxe, Frau Prof. Dr. Christel Bienstein von der Universität Witten/Herdecke, betonte, die pflegerischen Methoden seien effektiv und wissenschaftlich fundiert. Es müsse aber im Zuge der Überarbeitung des Standards überdacht werden, wie eine Einschätzung des Dekubitusrisikos gestaltet werden könne.
Dr. Nils Lahmann von der Berliner Charité bestätigte, dass sich auch internationale Gremien nicht einheitlich auf einzelne Instrumente und Skalen festlegen. Eine Risikoeinschätzung bei Druckgeschwüren müsse fundiert sein, könne aber auch aus der Erfahrung einer Pflegefachkraft heraus getroffen werden.
Der Kölner Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Volker Großkopf vollzog darauf aufbauend eine Einordnung der Modellprojekte zur pflegerischen Verordnungskompetenz nach § 63 SGB V und wies auf zahlreiche noch ungeklärte Rechts- und Abrechnungsfragen hin. Dadurch sei es auch zu erklären, so Großkopf, dass rund eineinhalb Jahre nach Inkrafttreten des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes bundesweit kein einziges Projekt zur Erprobung der Hilfsmittelverordnung durch die Pflege gestartet sei.
Der Interdisziplinäre WundCongress widmete sich zudem modernen Therapieansätzen in der ärztlichen Wundversorgung, die von der leitenden dermatologischen Oberärztin der Kölner Uniklinik, Frau Prof. Dr. Sabine Eming, vorgestellt wurden.
Der Geschäftsführer der Städtischen Kliniken Görlitz, René Bostelaar, erläuterte das Ineinandergreifen von Wund- und Casemanagement, während Sascha Saßen vom Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf praxisnahe Methoden der Informationsübermittlung zwischen den vielen, an der Wundversorgung beteiligten, Berufsgruppen und Abteilungen skizzierte.
Am 25. November 2010 wird sich der 4. Interdisziplinäre WundCongress in den Kölner Sartory-Sälen mit einer noch unveröffentlichten „Negativliste“ für Wirkstoffe in der Wundversorgung beschäftigen.