Erfahrung der Wundexperten statt Pseudoevidenz

Exper­ten rufen auf dem Interdisziplinären Wund­Con­gress nach siche­rer Daten­la­ge und Nut­zen­be­wer­tung in der Wundversorgung

„Eine aner­kann­te Evi­denz­la­ge hin­sicht­lich des Nut­zens ein­zel­ner Wund­auf­la­gen wäre für alle Betei­lig­ten wünschenswert“ – mit die­ser deut­li­chen Auf­for­de­rung an die Wis­sen­schaft hat der renom­mier­te Wund­me­di­zi­ner Prof. Dr. Knut Kröger am Vor­mit­tag den 4. Interdisziplinären Wund­Con­gress (IWC) in Köln eröffnet. Mehr als 800 Wund­ma­na­ger, Pfle­gen­de und Ärzte beschäftigten sich dort heu­te mit einer evi­denz­ba­sier­ten Grund­la­ge für moder­nes Wundmanagement.

Prof. Dr. Knut Krö­ger auf dem IWC 2011.

Eine sol­che aner­kann­te und fun­dier­te Grund­la­ge für die Arbeit der Wund­ma­na­ger aus Pfle­ge und Medi­zin sei zwar wünschenswert, aber der­zeit weder vor­han­den noch zu errei­chen, beton­te Prof. Kröger in sei­nem Eröffnungsvortrag. Wegen der feh­len­den Grund­la­gen ändere dar­an auch die gut gemein­te Erar­bei­tung von Leit­li­ni­en nichts. Die Dis­kus­si­on und Aus­wer­tung der bis­her vor­lie­gen­den Stu­di­en zur Wir­kungs­wei­se ein­zel­ner Wund­auf­la­gen nann­te Prof. Kröger einen „Dis­put um Pseu­do­e­vi­denz“ und sprach sich statt­des­sen dafür aus, in die Aus­bil­dung und Erfah­rung der Wund­ex­per­ten zu vertrauen.

Das Mot­to des 4. Interdisziplinären WundCongreses.

IWC-Initia­tor Prof. Dr. Vol­ker Groß­kopf hat­te den diesjährigen Kon­gress unter den Titel „Quo vadis, Wund­ver­sor­gung“ gestellt und die nam­haf­ten Refe­ren­ten auf die Suche nach fun­dier­ten Grund­la­gen für die Arbeit der Wund­ex­per­ten geschickt. Neben einer S3-Leit­li­nie zur Lokal­the­ra­pie chro­ni­scher Wun­den wur­de in Köln auch der DNQP-Exper­ten­stan­dard „Pfle­ge von Men­schen mit chro­ni­schen Wun­den“ erläutert und dis­ku­tiert. Dabei berich­te­ten Prak­ti­ker wie die Wund­ex­per­tin der Kölner Uni­kli­nik Ellen Scha­per­doth über Erkennt­nis­se und Emp­feh­lun­gen aus der Arbeit in bewährten interdisziplinären Wundnetzen.

Ellen Scha­per­doth, Wund­ex­per­tin der Kölner Uniklinik. 

Die juris­ti­sche Per­spek­ti­ve des wie immer interdisziplinär aus­ge­rich­te­ten Kon­gres­ses nahm die Not­wen­dig­keit und die Grund­la­gen einer rechts­si­che­ren Wund­do­ku­men­ta­ti­on in den Blick, die neben fach­li­chen Aspek­ten auch daten­schutz­recht­li­che Pro­blem­fel­der beach­ten und lösen muss. Nicht zuletzt die abge­si­cher­te Übertragung der digi­ta­len Wund­ak­te sowie der Pati­en­ten­da­ten zwi­schen den ein­zel­nen Akteu­ren eines Wund­net­zes gehörte zu den zen­tra­len The­men der Gespräche am Ran­de des Kon­gres­ses, dem sich auch zahl­rei­che Unter­neh­men in der ange­schlos­se­nen Indus­trie­aus­stel­lung widmeten.

In meh­re­ren Satel­li­ten­kon­gres­sen beschäftigten sich Medi­zi­ner und Pfle­ge­ex­per­ten zudem mit neu­en Erkennt­nis­sen zu The­men wie Throm­bo­se, Dia­be­ti­scher Fuß oder Risi­ko­er­ken­nung bei der Behand­lung chro­ni­scher Wunden.

Der Interdisziplinäre Wund­con­gress 2012 wird sich am 22. Novem­ber kom­men­den Jah­res einer „Qualitätssteigerung durch Wis­sens­vor­sprung“ wid­men. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter: www.wundcongress.de