Neue Ansätze: Wundversorgung „unter Strom“
Der Interdisziplinäre WundCongress (IWC) in den Kölner Sartory-Sälen bot 2019 nicht nur spannende Vorträge, bei den parallel stattfindenden Workshops konnten die Besucher auch auf Tuchfühlung mit namhaften Produktherstellern gehen und einiges neue zur Wundversorgung lernen.
Besonders heiß her ging es in den voll besetzten Katakomben, wo die Paul Hartmann AG unter der Headline „Wundversorgung anders gedacht – Wundversorgung anders gemacht“ das sogenannte Exsudatmanagement vertiefte. Das Unternehmen, dass im Vorjahr sein 200-jähriges Bestehen feiern konnte, bietet hierzu eine breite Palette von Produkten an; von hydroaktiven Verbänden über die Unterdruckwundtherapie bis hin zur klassischen Wundversorgung.
Praxisbeispiele aus der Wundversorgung
Die eingeladenen Experten und Expertinnen hatten dazu Beispiele aus der Praxis mitgebracht, die die alltäglichen Herausforderungen in der Wundbehandlung illustrierten. Christian Schäpe, vom Duisburger WundZentrum (WZ), griff beispielsweise den Fall eines Patienten auf, der „von Pontius zu Pilatus“ geschickt wurde, bevor er nach 38 Monaten dann endlich im Wundzentrum aufschlug. Neben Gesprächen mit dem Patienten über realistische Nah- und Fernziele der Behandlung sei vor allem eine umfangreiche Anamnese wichtig gewesen, so Schäpe, da die Wunde offenbar – wie oft in solchen Fällen – nicht die einzige Erkrankung gewesen sei. So habe man auch die chronische-venöse Insuffizienz mit Kompressionsstrümpfen behandelt und nach umfangreichen diagnostischen Maßnahmen die Notwendigkeit einer Immunsuppression ausschließen können.
Beim Exsudatmanagement wurde im ersten Monat eine Wundauflage eingesetzt, die mit einem Saug-Spül-Mechanismus ein ausgewogenes, heilungsförderndes Wundklima erreicht. Nach drei Monaten habe man bereits einen deutlichen Fortschritt bei der Wundheilung verzeichnen können. Schäpe wusste in diesem Kontext offenbar so zu überzeugen, dass er gleich mehrere Nachfragen für einen ambulanten Einsatz bekam.
Über einen multidisziplinären und ganzheitlichen Behandlungsansatz
Mit viel Humor und deutlichen Worten nahm danach Astrid Probst, die als Pflegeexpertin für Wundmanagement am Klinikum Reutlingen tätig ist, das Publikum für sich ein. Wie ihr Vorredner unterstrich auch sie die Bedeutung eines multidisziplinären und ganzheitlichen Behandlungsansatzes. Viel Kopfnicken erntete ihre Klage darüber wie schwierig es sei Physiotherapeuten zu finden, die Lymphdrainagen wirklich beherrschen. Mit Hinweis auf eine in diesem Jahr veröffentlichte Studie aus sechs Ländern, thematisierte Probst zudem die Problematik chronischer Ödeme. Diese würde oftmals nicht erkannt, so Probst. Ohne eren Behandlung sei jedoch meist kein Fortschritt bei der Wundheilung zu erwarten.
Probst betonte zudem die Notwendigkeit von leistungsstarken Saugkompressen, die große Mengen Exsudat managen können, wobei trotzdem ein zweimal tägliches Wechseln angeraten sei. Mit den innovativen Schaumstoffverbänden des Gastgebers würden die Wachstumsfaktoren positiv beeinflusst. In der Praxis setze sie auch oft kaltes Plasma und Strom zur Beschleunigung der Wundheilung ein: So habe bei einem Patienten mit nasser Wunde eine andere Klinik die Amputation des Beines empfohlen. Dies sei dem starken Raucher nach erfolgreicher Schmerztherapie in ihrer Einrichtung letztlich aber erspart geblieben, freute sich die Wundexpertin zu berichten.
Im Anschluss demonstrierte Probst unter neugierigen Blicken die vorbildliche Anwendung eines Kompressionsverbandes, der unbedingt die Zehen einbeziehen müsse. „Denn die werden sonst schwanger“, erklärte die erfahrene Wundmanagerin augenzwinkernd. Wichtig sei auch eine Unterpolsterung, um Unebenheiten auszugleichen.
Der praxisnahe Workshop mündete schließlich in viele Einzelgespräche, bei denen nicht nur die Produkte der Paul Hartmann AG im Mittelpunkt standen, sondern vor allem der fachliche Austausch über eine „andere Wundversorgung“ – so wie der Workshop-Titel es versprochen hatte.
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